Ihre zweite Graphic Novel widmete Ana Penyas allen Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten oder im eigenen Land zu Fremden wurden. Damit ist schon das Thema von Sonnenseiten umrissen, das man auch »Die Schattenseiten der Sonnenseiten« nennen könnte. Zwar befreit sich Spanien Mitte der 1970er von den Fesseln der Diktatur. Doch damit waren Kapitalismus und Spekulantentum die Türen geöffnet. Für Ana Penyas begann der Abstieg mit dem Massentourismus und der Ausbeutung von Immobilien. Als man Wohnkomplexe von Fixern und dem Rotlichtviertel säuberte, geschah dies nicht zum Wohle der Bevölkerung. Reiche Investoren, teils aus dem Ausland, errichteten schicke Ferienbauten und Kulturtempel, während die früheren Einwohner ihr Dasein in konturlosen Mietshäusern fristen mussten.

Anhand von Momentaufnahmen aus einer Familiengeschichte an der Ostküste schildert die Illustratorin diese Entwicklung in sieben Kapiteln von 1969 bis 2019, wobei sie die Siebzigerjahre ausspart. Ein kitschiger Wandteller mit Flamenco-Motiv, den ein Hotelangestellter von seinem Chef geschenkt bekam, landet nach einem Umzug über den Hausmüll in einer Kunstgalerie als Synonym für (verlorene) Identität. Penyas, die en Band erneut im Querformat anlegte, wählt eine reizvolle Gestaltungsform aus Buntstiftfarben, karikaturhaften Charakteren und eingefügten Fotomotiven bei Gesichtern und Gegenständen. Nachgestaltete TV-Show- und Dokumentarszenen vervollständigen das Mosaik zum Thema Verlust von Persönlichkeit, Wohnraum und Tradition.