Der Comic-Erzählband Partisanenpost von Aleksandar Zograf versammelt Geschichten über die Zeit der NS-Besatzung Jugoslawiens.

Auf Grundlage von unzähligen Zeitdokumenten, gefunden auf Flohmärkten, in Bibliotheken oder bei Verwandten, erschafft Zograf eine greifbare Atmosphäre – voller Angst, Schrecken und Unmenschlichkeit, erzählt gleichzeitig aber auch von Solidarität, erbittertem Widerstand und der Kunst des Überlebens. Sein klarer, realistischer Zeichenstil – hier und da ergänzt durchScans von besagten Zeitdokumenten – hilft der Leser*innenschaft, sich in die geschilderten Szenarien hineinzuversetzen.

Zograf (eigentlich Saša Rakezić) wurde 1963 in Pančevo im heutigen Serbien geboren und ist seit den frühen 1980er-Jahren in der Comicszene aktiv. Seine Werke wurden mittlerweile in mehr als 15 Sprachen übersetzt. Im Rahmen der Indie Comix Days war er vor kurzem auf Besuch im Wiener Literaturhaus und gab Einblicke in sein Schaffen. Im Gespräch mit Ivan Petrovic – der sich einerseits für die Übersetzung von Partisanenpost verantwortlich zeichnet und andererseits sehr viel Zeit und Mühe investiert, um die osteuropäische Comicszene dem österreichischen Publikum näherzubringen, indem er zum Beispiel regelmäßig das legendäre Stripburger-Magazin aus Ljubljana nach Wien importiert – gab er Einblicke in sein Leben und Schaffen. Anschließend wurde der sehr berührende Film The Final Adventure of Kaktus Kid gezeigt. Dem Schöpfer von Kaktus Kid („Ein freundlicher, naiver Kaktus, der gehen kann …“), Veljko Kockar, ist ebenfalls eine Episode in Partisanenpost gewidmet, und diese skizziert in komprimierter Form auf nur zwei Seiten den Themenkosmos des Bandes: das florierende Jugoslawien der dreißiger Jahre, in der sich die künstlerische Avantgarde tummelte, den abrupten Niedergang im Zuge der Invasion durch die Nazis und die entscheidende Frage, wie positioniere ich mich angesichts unübersehbarer Ungerechtigkeit und Grausamkeit?

Beginnend mit der Geschichte von Hilda Dajč, die sich als 19-jährige freiwillig für die jüdische Krankenstation im KZ Sajmište meldete und infolgedessen einer kaum vorstellbaren Tortur bis zu ihrer bestialischen Ermordung ausgesetzt war, bis hin zur am Ende des Bandes befindlichen Geschichte rund um besagten Veljko Kockar, der ohne Beweise und ohne Prozess als vermeintlicher Kollaborateur von Partisanen erschossen wurde, zeichnet der Band auf sehr anschauliche Art und Weise diesen dunklen Abschnitt der jüngeren Geschichte nach. Neben all den Grausamkeiten gibt es aber auch ein wenig Anlass zur Hoffnung, ab und zu blitzt sogar Situationskomik auf. Beispielsweise in der Episode rund um den Uhrmachergehilfen Aleksandar Ignjatovič: „Damals war seiner Mutter gemeldet worden, dass er während eines Verhörs durch die Gestapo an einer ansteckenden Krankheit verstorben war (!).“ (…)