Häufig wird die Forderung vorgebracht, Klimapolitik müsse »sozial abgefedert« werden. Die Autor*innen dieses Buches drehen die Frage um. Sie fragen »wie durch Klimapolitik eine sozial gerechtere Gesellschaft erreicht werden kann« und widersprechen damit der Sichtweise, dass Klima- und Sozialpolitik einander entgegenstehen. Im Gegenteil: Sie loten »das Potenzial von Klimapolitik als Instrument für eine sozial fortschrittliche und emanzipatorische Gesellschaft« aus. Denn: »Klimaschutz ist vorsorgende Sozialpolitik«.

Das Buch enthält eine Sammlung von Aufsätzen verschiedener Autor*innen, die mit einem Blick auf den Ist-Zustand, die aktuelle Emissionslage, Klimapolitik und Klimabewegung in Österreich beginnt. Anschließend werden vier grundsätzliche Möglichkeiten von Klimapolitik jeweils mit Beispielen beschrieben: Regulierung, ökonomische Anreize, ermöglichende Gestaltung wie Infrastruktur und öffentliche Güter, und viertens, Information. Den Großteil des Buches machen Beiträge mit Politikvorschlägen zu verschiedenen Wirtschaftssektoren und Gesellschaftsbereichen aus, wie Geschlechtergerechtigkeit, Migration, Armut, Gesundheit, Pflege, Wohnen, aber auch Arbeit, Steuerpolitik, Handelspolitik oder das Finanzsystem. Für all diese Bereiche werden Maßnahmen vorgeschlagen, die die soziale Gerechtigkeit stärken, Ungleichheit reduzieren und gleichzeitig zur Erreichung der Klimaziele beitragen.

Die einzelnen Kapitel sind mit viel Fach- und Detailwissen geschrieben. Da es sich um jeweils in sich abgeschlossene wissenschaftliche Aufsätze handelt, die auch für sich alleine stehen können, kommt es immer wieder zu Redundanzen, hier hätten die Herausgeber*innen noch Einiges straffen können. Vieles ist nicht neu, durch die geänderte Fragestellung kommt es aber durchaus zu überraschenden Erkenntnissen oder kreativen Lösungsvorschlägen. Und durch die umfassende Zusammenschau einer Fülle von Politikinstrumenten wird klar: Klimapolitik ist eine Querschnittsmaterie, ein »Klimaministerium « kann es nicht richten, es ist eine große Zahl von Schrauben, an denen gedreht werden muss.

Die Vorschläge sind einleuchtend und nachvollziehbar, trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie umgesetzt werden, gering. Es werden zwar neue Institutionen auf europäischer und nationaler Ebene für den »Klima-Sozialstaat« gefordert, es sind jedoch nicht fehlende Institutionen, sondern gesellschaftliche Kräfteverhältnisse, die einer wirkungsvollen Klimapolitik entgegenstehen und diese Machtverhältnisse werden in dem Buch nicht angesprochen. So bleibt es vor allem eine Sammlung guter Ideen, ohne Antworten zu suchen, wie diese Realität werden könnten – aber das wäre dann vermutlich ein anderes Buch geworden.