Eine lange verschwiegene Geschichte vom anderen Ende der Welt ist im Wiener Verlag Bahoe Books erschienen. Über 20 indigene Illustratorinnen, Comic-Künstler, Autorinnen und Wissenschafter sind in der Comic-Anthologie „Dieses Land – 150 Jahre neu erzählt“ mit Stift oder Stimme vertreten. 150 Jahre? So lange liegt die Gründung der Kanadischen Konföderation zurück.

Im Gegensatz zu Joe Saccos aufrüttelnder Comicreportage „Wir gehören em Land“ (Edition Moderne, 2020) über die Geschichte des Raubbaus an Ressourcen, der Unterdrückung und Kolonialisierung einer autochthonen Bevölkerung und der grauenvollen Verschleppung, ist „Dieses Land“ ein ermutigendes Gegenstück: eine Geschichte von Resilienz und Widerstand, von Selbstbestimmung und Selbstermächtigung.

Die zehn Comic-Episoden zeichnen mit unterschiedlichen grafischen Mitteln Stationen der indigenen Geschichte Kanadas in chronologischer Abfolge nach. Jeder Beitrag ist eingebettet in eine aufschlussreiche Einleitung mit einer Zeit-Map zur Orientierung. Großformatig und durchwegs in Farbe werden Geschichten von couragierten Männern und Frauen und ihren Akten des Widerstands erzählt und gezeigt. Ihnen ist es zu verdanken, dass die Kultur der Indigenen die Angriffe der Kolonialmacht überlebt hat und heute von einer jungen Generation mit neuem Leben gefüllt werden kann.

Allein die eindrucksvolle Rede des jungen Dene-Chiefs, Frank T´Seleie, die der 29-jährige 1975 vor der Berger-Kommission gehalten hat und die hier rekontextualisiert wiedergegeben wird, lohnt die Lektüre. Besonnen und zugleich kompromisslos in ihrem Ton, blicken die indigenen Kanadas heute genauso stolz auf diese Rede zurück wie die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung auf jene des Martin Luther King.