Monika Helfer ist eine begnadete Erzählerin. Zuletzt vertiefte sie sich in die eigene Geschichte und veröffentlichte drei Bücher über verschiedene Generationen ihrer Familie. Dass sie auch eine Meisterin der kurzen Geschichten ist, beweist sie in dem Band „Bettgeschichten und andere“, der 17 Shortstories versammelt und im Frühling in der Bibliothek des Alltags im Verlag bahoe books erschienen ist.
Die Geschichten erzählen von kleinen und großen Katastrophen, sind manchmal Blitzlichter mit offenem Beginn und Ende, haben aber alles eines gemeinsam: Sie stellen Menschen mit ihren Träumen, ihren Wünschen, ihren Sorgen, Nöten und Ängsten in den Mittelpunkt.
Da ist zum Beispiel Hannah, die Frau Hofmann besucht, weil ihre Tochter Kitti mit Hannahs Mann eine Affäre hat. Oder der alte Mann, der aus dem Spital entlassen werden soll, der aber nicht zurück in seine leere Wohnung will. Da ist es ihm nur recht, dass er von einem kleinen Mädchen angefahren wird, das im Park des Krankenhauses lernt, mit dem Fahrrad zu fahren. Oder die Frau, die in einer Mülltonne wohnt.
Durch die offenen Enden nimmt Monika Helfer ihre Leser*innen mit auf die Reise und lädt sie ein, ihre Geschichten weiter zu denken und den Figuren eine Zukunft zu geben. Wie sieht dieses fast normale Leben aus, das ein Ehepaar führt, nachdem der Mann seinen Nebenbuhler mit einem Schlagring niedergestreckt hat? Und wo führt die Reise des Mannes hin, dessen russische Nachbarin geraten hatte, seine Frau zu verlassen?
Um eine Geschichte zu entwickeln, braucht Monika Helfer manchmal nur einen Satz, der für sich allein stehend einfach und banal wirkt. Bei Helfer entsteht aber aus dem Satz „Der Hirsch frisst, wo er will“ ein veritables Ehedrama.
Helfers Geschichten sind Miniaturen, die einen flüchtigen Augenblick festhalten wollen. Sie sind manchmal Liebesgeschichten, manchmal Krimi. Jede Geschichte hat ihre eigene Nuance und keine gleicht der anderen. Die Story „Reportage einer Seele“ zum Beispiel erinnert in ihrer düsteren Grundstimmung an eine Kurzgeschichte aus dem frühen Werk von Stephen King.
Die Geschichtensammlung „Bettgeschichten und andere“ von Monika Helfer erweckt ein wenig den Eindruck, dass die Autorin hier Ideen versammelt hat, die sie als Fingerübung zwischen den Romanen zu Papier gebracht hat. Beobachtungen, die sie einmal kurz skizziert hat. Ideen, die für einen Roman nicht ergiebig genug, aber zu schade für die Schublade waren. Ideen, die sie zum Glück für die Leser*innen dann doch veröffentlicht hat.
<Die Bettgeschichten kann man einzeln, Stück für Stück genießen, man kann sie aber auch an einem Abend gemütlich auf der Couch bis zum Ende auslesen, weil man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Eines steht aber außer Frage: Lesen sollte man sie auf alle Fälle.