Während des Zweiten Weltkrieges wird es für die jüdische Familie Joffo in Paris zu gefährlich. Sie wollen nach Südfrankreich fliehen. Damit dies möglichst unauffällig passiert, schicken die Eltern den zehnjährigen Joseph und seinen Bruder Maurice allein vor. „Bist du Jude, Joseph’?“, fragt der Vater den Sohn. „Nein“, antwortet der und bekommt eine schallende Ohrfeige. Der Vater wiederholt mehrfach die Frage und schlägt den Jungen immer wieder ins Gesicht. Es ist die Abschiedslektion, die Joseph und sein älterer Bruder Maurice lernen müssen, denn ab jetzt sind sie auf sich alleine gestellt. Für die beiden Jungen beginnt ein gefährliches Abenteuer.

In Un sac de billes – auf Deutsch erstmals 1975 unter dem Titel Ein Sack voll Murmeln erschienen – erzählt der russisch-französische Schriftsteller Joseph Joffo (1931–2018) von seinen Erinnerungen als jüdisches Kind in Paris während der deutschen Besatzung und seiner Flucht gemeinsam mit seinem Bruder. Kris und Bailly verschreiben sich in ihrem Album voll und ganz der Kinderperspektive aus der heraus das Leben zwischen Krieg und Vertreibung ein stetes Wechselbad der Gefühle darstellt. Angst und Abenteuerlust, das Gefühl auf sich allein gestellt zu sein und Bruderliebe, vollkommene Überforderung und wachsendes Selbstbewusstsein liegen für die Jungen dicht beieinander. Das spiegelt sich auch in den Bildern wieder, in denen die weiten Landschaften der Provence der Enge in Waisenheimen und Notunterkünften gegenübergestellt werden. Trotz der recht konventionellen Erzählweise findet Kris immer wieder den richtigen Erzählton für den Pulsschlag der Kinder, die den grausamen Verhältnissen ausgeliefert sind und sich auf Gedeih und Verderb in ihnen zurechtfinden müssen.